Die Malinoishündin Cora aus dem Tierheim Dornbirn zog am 14. April 2005 bei mir ein. Fast genau elf Jahre später kam am 10. April 2016 der Beauceronrüde Viking - kurz "Viki" - aus dem Elsass (Saverne) dazu, vermittelt über "SANS FRONTIÉRES" und das Tierheim Colmar. Im Alter von 2,5 Jahren hatte er "eine steile Karriere als Wanderpokal" mit 3 Besitzern und 2 Tierheimaufenthalten hinter sich. Sein letzter Halter hat ihn halbverhungert aus einem französischen Tierheim gerettet, in der Hoffnung, dass es Viking bei ihm besser habe. Da er jedoch den ganzen Tag arbeitsbedingt ausser Haus ist, hat der unausgelastete Bursche offenbar "Viki allein zu Haus" gespielt und regelmässig Wohnung und Garten nachhaltig umdekoriert.
So hat der Mann schweren Herzens beschlossen, für ihn ein neues Zuhause zu suchen, wo man seinen Anlagen besser gerecht werden kann. Bis zu einer möglichen Vermittlung hat ihn der Vorbesitzer bei sich behalten, damit er nicht schon wieder ins Tierheim musste. Aufmerksam wurde ich auf ihn durch das Schweizer Beauceron-Forum, vermittelt wurde er letztendlich über Sans Frontiéres und das Tierheim Colmar. So kam es, dass der Franzose seinen Platz in Vorarlberg gefunden hat.
Soviel zur Vorgeschichte - nun zu ihm:
Viking ist ein überaus stattlicher Bursche, Gewicht 44,5 kg und eine Schulterhöhe von 75 cm. Das ist eine Respekt einflößende Größe, da braucht man nicht mit Getöse auf sich aufmerksam zu machen. Ständiges Bellen oder nervendes Kläffen ist ihm fremd. Sein Auftritt ist souverän und imposant. Potentielle Störenfriede oder andere Schelme ziehen es von vornherein vor, einen grossen Bogen um "sein" Domizil zu machen. Gelassen, fast lässig, kann ihn nichts aus der Ruhe bringen, aber er ist stets präsent und aufmerksam.
Beim Spielen allerdings ist er ein ausgesprochener Grobmotoriker. Unglaublich schnell und sich seiner Stärke und seiner Grösse bewusst. Da sind schon mal Bodychecks angesagt und wer nicht standfest ist und ihm Paroli bietet, wird einfach umgenietet. Wenn er im vollen Karacho angedonnert kommt, überlegt man sich ernsthaft, ob man wirklich stehenbleiben will - gebremst wird nicht - und wenn doch, dann höchstens durch Frontalaufprall .............
Was braucht er ?
Der Beauceron ist ein Hütehund und ein Herdenschutzhund. Diese imposanten Hunde wurden zum Hüten der Schafherden - aber auch zum Schutz vor grossen Räubern wie Wolf oder Bär gezüchtet und eingesetzt. Furchtlos und tapfer legen sie sich auch mit grösseren und gefährlichen Gegnern an. Ihre Eigenschaft, selbständig zu arbeiten, zu handeln und auch Entscheidungen zu treffen, hat ihnen den Ruf eingetragen, sie seien etwas dickköpfig und damit schwer zu erziehen oder auszubilden. Zu Unrecht, Arbeitshunde wie der Beauceron lieben eine sinnvolle Tätigkeit und Beschäftigung und führen diese auch freudig und motiviert aus. Eine klare, konsequente Führung und liebevolle Zuwendung, eine Beschäftigung durch Nasenarbeit, Impulskontrolle, kleine Tricks beibringen, oder Gegenstandssuche. Zu arbeiten, seinen Menschen zu gefallen, gelobt zu werden, wenn er etwas richtig macht, da ist er glücklich, ein ausgeglichener und zufriedener Bub.
Viking ist ein sehr offener, anhänglicher, freundlicher, folgsamer und intelligenter Rüde, der einen tollen Charakter hat, sich mit Hunden und sogar Katzen verträgt, Kinder und Menschen liebt. Gefehlt hat es ihm an Zuwendung, artgerechter Haltung und Beschäftigung. Zu oft alleingelassen, beschäftigte er sich eben selbst. Ein problemloser Bursche, sehr menschenbezogen, der die Nähe seiner Familie liebt, aber auch völlig entspannt allein zu Hause bleibt, ohne etwas anzustellen. Ein ganz feiner und lieber Kerl. Dazu klug und lernfreudig, was will man mehr.
Eine weitere Eigenschaft ist seine ausgeprägte Wachsamkeit in der Nacht. Da schlägt wohl der Herdenschutzhund durch. Wenn die Dämmerung beginnt, erkundet und beobachtet er das Umfeld des Grundstücks genau und registriert jede Bewegung. Er hat ein unglaublich feines Gehör und unterscheidet genau zwischen zum Haus gehörenden und fremden Geräuschen. Sein menschliches Rudel und seine Herde würde er ohne zu zögern kompromisslos verteidigen, das verhiesse für einen potentiellen Gauner wohl eher nichts Gutes.
Am meisten liebt er es, sein Herrchen auf Touren zu begleiten. Winter wie Sommer, zu Fuß, per Rad, mit Schneeschuhen oder Ski - Hauptsache dabei sein.